Einleitung
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg WOLFGANG HEIMBACH - UNGEHÖRT 21.5. bis 28.8.22 im Augusteum
Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Oldenburg WOLFGANG HEIMBACH - UNGEHÖRT 21.5. bis 28.8.22 im Augusteum
Wer war Wolfgang Heimbach?
Die Ausstellung Wolfgang Heimbach - Ungehört entdeckt den Künstler wieder und zeigt erstmals einen Überblick über das Gesamtwerk Heimbachs. Die Schau versammelt rund 40 Werke aus allen Schaffensphasen, darunter hochkarätige Leihgaben aus dem In- und Ausland.
Wer war der Mann, über den so wenig bekannnt ist? Wie gelang es ihm, die Reichen und Mächtigen seiner Zeit als Auftraggeber zu gewinnen? Wie hat die Gehörlosigkeit sein Leben und Arbeiten beeinflusst?
Diese Seite lädt dazu ein, Wolfgang Heimbach - sein Leben und seine Kunst - kennenzulernen.
Behind The Scenes
Making Off: Eine Ausstellung entsteht
Interview mit Restauratorin Bianca May
Im Interview erklärt sie, wie der Leihverkehr abläuft und welche Maßnahmen zum Schutz der Kunst notwendig sind.
Wolfgang Who?
WER WAR WOLFGANG?
WER WAR WOLFGANG?
Ob Heimbach von Geburt an gehörlos war, ist unbekannt. Aufgrund seiner privilegierten Herkunft lernte er jedoch früh lesen, schreiben und das Lippenlesen, was eine Verständigung möglich machte.
Der Oldenburger Großherzog Anton Günther erkannte das künstlerische Talent des Sohnes seines Kornschreibers und förderte Heimbachs Ausbildung zum Maler. Vermutlich ab etwa 1630 wurde der damals 17-Jährige – dank seines höfischen Förderers – in den Niederlanden, dem damaligen Zentrum der europäischen Malerei, geschult.
VON OLDENBURG IN DIE WELT
VON OLDENBURG IN DIE WELT
Heimbach konnte immer wieder einflussreiche Auftraggeber von seinem Talent überzeugen. Die Liste ist lang und liest sich wie das Who is Who der Reichen und Mächtigen seiner Zeit: die Medici, Fürst Piccolomini oder Papst Innozenz X, um nur einige zu nennen. Auch als Hofmaler machte Heimbach sich einen Namen. Für den dänischen König Frederik III. war er neun Jahre lang als Genremaler tätig.
BACK TO THE ROOTS
BACK TO THE ROOTS
Nach dem Tod Graf Anton Günthers im Jahr 1667 hatte sich Heimbach erneut auf die Suche nach einem Auftraggeber machen müssen. Bei Fürstbischof von Galen fand er um 1670 eine Anstellung und schuf in knapp zweieinhalb Jahren am Münsteraner Hof Dutzende von Gemälden.
Weitere Tätigkeiten Wolfgang Heimbachs sind noch bis 1675 in Münster und Coesfeld sowie 1678 am Osnabrücker Hof belegt, danach verliert sich seine Spur. Neueste Forschungen konnten hier nun endlich Aufschluss bringen: In einem Kirchenbuch aus Osnabrück findet sich unter dem 1. Mai 1679 ein Eintrag zur Beisetzung Wolfgang Heimbachs.
Ungehörtes Talent
UNGEHÖRTES TALENTGehörlosigkeit im Wandel der Zeit
Historische Quellen bezeichnen den Maler als „von Geburt an taub und stumm“.
Wie schaffte er es, sich als erfolgreicher Maler zu etablieren – in einer Zeit, in der eine Behinderung als Strafe Gottes galt?
Nicht selten bedeutete eine körperliche Einschränkung, dass man von der Gesellschaft ausgegrenzt wurde, keinen Zugang zu Bildung hatte oder sogar einen frühen Tod.
Wie konnte Heimbach das beschwerliche Reisen im 17. Jahrhundert – als die Kommunikationsmöglichkeiten begrenzt waren – bewältigen?
Heimbachs privilegierte Herkunft dürfte sein Leben sicher maßgeblich erleichtert haben. So lernte er früh lesen und schreiben. Außerdem belegen Schriftstücke, dass er neben Deutsch auch Latein und Italienisch beherrschte. Wir gehen heute davon aus, dass er einen Reisebegleiter hatte, der die Kommunikation für ihn übernahm. Nicht ausgeschlossen ist, dass er ein Resthörvermögen hatte oder erst in seiner frühen Kindheit gehörlos wurde.
Im Gespräch mit Ulla Bartels
Heute trägt sie ein Cochlea-Implantat. Ulla Bartels ist Dozentin für deutsche Gebärdensprache und bietet Stadtführungen in DGS an.
Im Gespräch mit Ulla Bartels
,,Kommunikationsbarrieren sind weiterhin vorhanden. Gebärdensprachdol-metscher sind auch heute keine Selbstverständlichkeit! Es gibt nur wenige von ihnen, weshalb sie oft lange im Voraus angefragt werden müssen. Guthörende können spontan zu Veranstaltungen gehen, wir Gehörlose müssen vorher erstmal anfragen, ob eine Übersetzung in DGS stattfindet. Das Telefonieren ist für Guthörende selbstverständlich, für Gehörlose stellt es häufig eine unüberwindbare Hürde im Alltag dar. Von Behördenkontakten über Bankgeschäfte bis zur Teilnahme an Gewinnspielen - überall muss man reden, häufig übers Telefon. Manche Sachen kann ich schriftlich erledigen, aber vieles geht nur telefonisch. Es gibt seit ein paar Jahren auch Vermittlungsdienste am Telefon, die sind aber kostenpflichtig. Das kann sich nicht jeder leisten.''
Was können Hörende tun, um auf Gehörlose zuzugehen?
,,Als tauber Mensch muss ich zu Guthörenden immer offen sein und direkt auf sie zugehen. Guthörende sollten keine Berührungsangst haben und den Augenkontakt suchen, dann funktioniert auch die Kommunikation miteinander. Für Gehörlose gibt es bisher wenig Unterstützung und Verständnis von Seiten der Menschen, die hören können, weil diese sich da nicht hineinversetzen können. Das auszugleichen kostet jeden Tag viel Kraft. Mit mehr Empathie für Gehörlose wäre es nicht so schwer, einen gemeinsamen Kommunikationsweg zu finden.''
Wie kann ich als Hörender mit einem Gehörlosen kommunizieren, wenn ich keine Gebärdensprache kann?
,,Guthörende können sich durch ein Winken oder Antippen auf die Schulter bemerkbar machen, denn der Blickkontakt ist sehr wichtig. Dann mit deutlicher Mimik, einfachen Worten, kurzen Sätzen sprechen. Bitte niemals von hinten ansprechen!
Eine weitere Möglichkeit ist, sich zur Not schriftlich zu unterhalten, wenn es über das Lippenlesen nicht möglich ist. Bei größeren Veranstaltungen wären aber Gebärdensprachdolmetscher wichtig.''